Pso­ria­sis (Schup­pen­flech­te)

Schup­pen­flech­te – Eine chro­ni­sche Ent­zün­dung, die mehr als nur die Haut betrifft

Die Pso­ria­sis ist eine chro­nisch ent­zünd­li­che Sys­tem­er­kran­kung, die ca. 2–3% der Bevöl­ke­rung betrifft. Für Deutsch­land bedeu­tet dies, dass ca. 2,5 Mil­lio­nen Men­schen betrof­fen sind.  Ursa­che ist eine gene­ti­sche Ver­an­la­gung und eine Fehl­funk­ti­on des Immun­sys­tems, die zu einer chro­ni­schen, manch­mal aber auch nur zu einer zeit­wei­li­gen Ent­zün­dungs­nei­gung ins­be­son­de­re der Haut und der Gelen­ke führt. Nor­ma­ler­wei­se erneu­ert sich die obers­te Haut­schicht ca. alle 30 Tage. Bei der Schup­pen­pflech­te ist die Zell­pro­duk­ti­on der­art stark gestei­gert, dass sie sich alle 4–7 Tage repro­du­ziert. Dies geht mit einer aus­ge­dehn­ten Ent­zün­dung einher.

Die Schup­pen­pflech­te ist weder anste­ckend noch kann sie zu einer mali­gnen Ent­ar­tung füh­ren. Aller­dings muss sie als Mul­ti­sys­tem­er­kran­kung ange­se­hen wer­den, die auch ande­re Kör­per­or­ga­ne und die Psy­che betref­fen kann (Komorbiditäten,d.h. gleich­zei­ti­ges Vor­kom­men ver­schie­de­ner Erkran­kung in einem Patienten).

Alles Wich­ti­ge über Schup­pen­flech­te auf einen Blick

Haut

Die Haut­er­schei­nun­gen äußern sich in scharf begrenz­ten, erha­be­nen, röt­li­chen, run­den Her­den mit typi­scher sil­b­­rig-wei­­ßer Schup­pung. Die Her­de sind unter­schied­lich groß und kön­nen am gan­zen Kör­per auf­tre­ten, am häu­figs­ten betrof­fen sind aber die Streck­sei­ten der gro­ßen Gelen­ke, der behaar­te Kopf und die Stei­ß­­bein-Regi­on. Auch Hand­tel­ler und Fuß­soh­len sowie auch die Beu­ge­sei­ten von Gelen­ken und der Geni­to­ana­l­be­reich kön­nen betrof­fen sein.

Zusätz­lich fin­den sich häu­fig auch Ver­än­de­run­gen an den Fin­ger­nä­geln wie ölfle­ck­ar­ti­ge Ver­fär­bun­gen, wie gestanzt wir­ken­de Ein­sen­kun­gen der Nagel­plat­te oder ein brö­cke­li­ger Nagelzerfall.

Gelen­ke

Bei zehn bis 20 Pro­zent der Erkrank­ten kommt es zu einer Ent­zün­dung der Gelen­ke, der soge­nann­ten Pso­ria­­sis-Arthri­­tis.  Die­se Gelenk­be­tei­li­gung kann vor, gleich­zei­tig oder auch nach Auf­tre­ten der Haut­er­schei­nun­gen vorkommen.
Betrof­fen sind vor allem die Fin­­ger- und Zehen­ge­len­ke, aber auch ande­re Gelen­ke wie Knie- Ile­osa­cral­ge­lenk oder Wir­bel­säu­le kön­nen eine Betei­li­gung aufweisen.
Häu­fig zei­gen sich auch eine Ent­zün­dung der Seh­nen und Seh­nen­an­sät­ze z.B.  der Achil­les­seh­ne und der Bänder.
In Abhän­gig­keit von Krank­heits­dau­er und ‑schwe­re haben Psoriasis-Patient:innen eine höhe­res Risi­ko von Kom­or­bi­di­tä­ten wie das meta­bo­li­sche Syn­drom, kar­dio­vas­ku­lä­re Erkran­kun­gen sowie psy­chi­sche Mani­fes­ta­tio­nen auf die wir im Fol­gen­den eingehen:

Meta­bo­li­sches Syndrom

Hier­un­ter ver­steht man ein sich gegen­sei­tig ver­stär­ken­des Auf­tre­ten von Typ 2 Dia­be­tes, Über­ge­wicht, Hyper­cho­le­ste­rin­ämie und arte­ri­el­ler Hypertonie.

Kar­dio­vas­ku­lä­re Manifestation

Durch die pso­ria­ti­sche Ent­zün­dung kommt es in Abhän­gig­keit von Ent­zün­dungs­dau­er und ‑schwe­re zu einer Athero­skle­ro­se (Plaque Bil­dung in den Gefä­ßen), die wie­der­um in Kom­bi­na­ti­on mit dem meta­bo­li­schen Syn­drom das erhöh­te Risi­ko für Herz­in­farkt bzw Schlag­an­fall begünstigt.

Psy­chi­sche Gesundheit

Pso­ria­sis kann einen erheb­li­chen Ein­fluss auf die Psy­che eines Betrof­fe­nen haben. Die Erkran­kung, die durch sicht­ba­re Haut­ver­än­de­run­gen gekenn­zeich­net ist, geht oft mit kör­per­li­chen Beschwer­den wie Juck­reiz und Schmer­zen ein­her, was das all­ge­mei­ne Wohl­be­fin­den beein­träch­ti­gen kann. Beson­ders in sozia­len und zwi­schen­mensch­li­chen Inter­ak­tio­nen füh­len sich vie­le Men­schen mit Pso­ria­sis auf­grund des Erschei­nungs­bilds ihrer Haut unsi­cher und stig­ma­ti­siert. Ein ver­min­der­tes Selbst­wert­ge­fühl, Angst­zu­stän­de und Depres­sio­nen kön­nen die Fol­ge sein.

Zugleich kann jedoch psy­chi­scher Stress die Schup­pen­pflech­te  auch verschlimmern.

Die Erhe­bung der Kran­ken­ge­schich­te und die cha­rak­te­ris­ti­schen Haut­ver­än­de­run­gen sind in der Regel aus­rei­chend, um eine siche­re Dia­gno­se zu stel­len. Hier­bei ist auch wich­tig zu erfra­gen, ob wei­te­re Fami­li­en­mit­glie­der betrof­fen sind, da die Pso­ria­sis eine erb­li­che Kom­po­nen­te auf­weist. Nur bei unkla­rem Bild kann die Ent­nah­me einer klei­nen Gewe­be­pro­be in ört­li­cher Betäu­bung und die anschlie­ßen­de Unter­su­chung unter dem Mikro­skop not­wen­dig sein.

Die Pso­ria­sis ver­läuft indi­vi­du­ell sehr unter­schied­lich. Oft kommt es zu einem schub­wei­sen Ver­lauf der Krank­heits­zei­chen, wobei die Schü­be in Dau­er, Stär­ke und Häu­fig­keit sehr varia­bel sein können.

Die Schup­pen­flech­te ist eine Sys­tem­er­kran­kung, die durch vie­le Fak­to­ren aus­ge­löst und beein­flusst wird. Dazu gehö­ren beson­de­re Belas­tun­gen wie Stress oder Infek­tio­nen (vor allem Strep­­to­­ko­k­ken-Infek­­tio­­nen), aber auch eini­ge Medi­ka­men­te (ß‑Blocker, ACE-Hem­­mer, Sta­ti­ne, Anti­de­pres­si­va wie Lithi­um, man­che Anti­bio­ti­ka, Chlo­ro­quin und auch eini­ge neue­rer Bio­lo­gi­ka), Rau­chen und loka­le Haut­rei­zun­gen durch Krat­zen oder Rei­ben. Sai­so­na­le Fak­to­ren kön­nen den Haut­zu­stand eben­falls beein­flus­sen, so beob­ach­tet man im Som­mer häu­fig eine Bes­se­rung der Haut­er­schei­nun­gen auf­grund der ver­stärk­ten UV-Bestrahlung.

Beson­ders bei einer Gelenk­be­tei­li­gung kann es zu blei­ben­den Schä­den kom­men, sodass die Betrof­fe­nen bestimm­te Tätig­kei­ten, im schlimms­ten Fall auch den Beruf, nicht mehr aus­üben können.

Die Wahl des jewei­li­gen The­ra­pie­ver­fah­rens rich­tet sich nach den befal­le­nen Kör­per­re­gio­nen und dem Schwe­re­grad der Erkran­kung. Grund­sätz­lich kön­nen vie­le The­ra­pie­for­men mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den. Bei der Anwen­dung der ein­zel­nen Behand­lungs­me­tho­den sind vie­le Fak­to­ren wie Schwe­re der Erkran­kun­gen, Begleit­erkran­kun­gen, The­ra­pie­dau­er und vie­les mehr zu beachten.

Prin­zi­pi­ell unter­schei­det man die topi­sche (äußer­li­che oder loka­le), die UV- (Foto-) und die sys­te­mi­sche The­ra­pie. Letz­te wirkt auf den gesam­ten Körper.

Topi­sche (loka­le) Therapie

Bei der topi­schen The­ra­pie kom­men ver­schie­de­ne Wirk­stof­fe zum Ein­satz, die ent­we­der die Schup­pen auf­wei­chen oder die über­schie­ßen­de Schup­pen­bil­dung und/oder die Ent­zün­dung hemmen.

Die Schup­pen­ab­lö­sung (Kera­to­ly­se) geschieht mit sali­­cyl­­säu­­re- oder harn­stoff­hal­ti­gen Sal­ben. Die­se Form der Behand­lung wird oft mit Öl- oder Sole­bä­dern kombiniert.

Wei­te­re äußer­lich anwend­ba­re Mit­tel, die die schnel­le Zell­ver­meh­rung hem­men und damit der Schup­pen­bil­dung ent­ge­gen­wir­ken, sind Vit­a­min-D-ähn­­li­che Sub­stan­zen und soge­nann­te Reti­no­ide (Vit­a­min-A-Abköm­m­­lin­­ge). Auch kor­ti­son­hal­ti­ge Sal­ben und Dithra­nol kön­nen der über­mä­ßi­gen Schup­pen­bil­dung ent­ge­gen­wir­ken. Die zuletzt genann­ten Wirk­stof­fe zei­gen dabei auch eine star­ke anti­ent­zünd­li­che Wirkung.

UV-The­ra­pie

Ein wich­ti­ger Bestand­teil der The­ra­pie ist die Anwen­dung von UV-Licht, das nach­weis­lich eine güns­ti­ge Aus­wir­kung auf die Haut­ver­än­de­run­gen bei Pso­ria­sis hat. Die Bestrah­lung mit UV-Licht kann allein oder in Kom­bi­na­ti­on mit ver­schie­de­nen Medi­ka­men­ten (Foto­chemo­the­ra­pie oder PUVA) oder mit einem Sole­bad (Bal­neo­fo­to­the­ra­pie) erfolgen.

Sys­te­mi­sche Therapie

Bei einer mit­tel­gra­di­gen bis schwe­ren Pso­ria­sis, kann eine sys­te­mi­sche The­ra­pie in Betracht gezo­gen wer­den. Das bedeu­tet, dass die Betrof­fe­nen Tablet­ten ein­neh­men oder Sprit­zen bezie­hungs­wei­se  Infu­sio­nen erhalten.

Zu den sys­te­misch ver­ab­reich­ten Medi­ka­men­ten gehö­ren schon lan­ge bekann­te Wirk­stof­fe wie Kor­ti­son, Fumar­säu­re, Metho­tre­xat, Cyclos­po­rin A oder Reti­no­ide in Tablettenform.

Moder­ne­re Medi­ka­men­te umfas­sen die soge­nann­ten Bio­lo­gi­cals (wie z.B. IL-17‑, IL-23-und TNF-Ant­a­go­­nis­­ten), die als Injek­tio­nen in Inter­val­len von 4–12 Wochen ver­ab­reicht wer­den und  soge­nann­te Small Mole­cu­les (Soty­k­­tu-Deu­­cra­­va­ci­­t­in­ib und Ote­z­­la-Apre­­mi­last) die als Tablet­ten ein­ge­nom­men wer­den können.

Sie alle sind gegen spe­zi­el­le Bestand­tei­le des Immun­sys­tems gerich­tet und unter­drü­cken damit ver­schie­de­nen Ent­zün­dungs­we­ge der Psoriasis.

Wel­che zusätz­li­chen Maß­nah­men sind sinnvoll?

Die Pati­en­ten­schu­lung ist ein wich­ti­ger Bestand­teil eines jeden Behand­lungs­pla­nes. Hier ler­nen die Betrof­fe­nen all­ge­mei­ne und indi­vi­du­el­le Aus­lö­ser eines Pso­ria­­sis-Schu­­bes ken­nen. Auch mög­li­che Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Pho­to­the­ra­pie, Arz­nei­mit­teln und ande­ren Krank­hei­ten wer­den bespro­chen. Die Pati­en­ten sind so in der Lage, eigen­ver­ant­wort­lich mit ihrer Krank­heit umzu­ge­hen und ihren All­tag ent­spre­chend zu gestalten.

Nega­ti­ven Ein­fluss haben Alko­hol, Niko­tin, Stress , eini­ge Medi­ka­men­te sowie die unter dem meta­bo­li­schen Syn­drom erläu­ter­ten Erkrankungen.

Haut­pfle­ge­maß­nah­men sol­len die Aus­trock­nung der Haut ver­hin­dern. Aller­dings ver­tra­gen vie­le Pso­ria­ti­ker nicht alle Pfle­ge­pro­duk­te. Bei der Wahl der rich­ti­gen Haut­pfle­ge­pro­duk­te kann der Der­ma­to­lo­ge den Pati­en­ten bera­tend unterstützen.

Die Haut­ver­än­de­run­gen kön­nen für den Pati­en­ten psy­chisch sehr belas­tend sein. So füh­len sich Pso­ria­­sis-Erkran­k­­te oft­mals aus­ge­grenzt und scheu­en zuneh­mend sozia­le Kontakte.

Wich­tig ist es für Betrof­fe­ne, Stra­te­gien im Umgang mit der eige­nen Krank­heit zu ent­wi­ckeln und sich Pro­ble­men in der Fami­lie, der Part­ner­schaft, der Sexua­li­tät und im Beruf zu stel­len. Dazu ist es not­wen­dig, über die Krank­heit und das Krank­heits­ge­sche­hen infor­miert zu sein.

Hilf­reich sind auch der Kon­takt und der Erfah­rungs­aus­tausch mit ande­ren Betrof­fe­nen sowie psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Unter­stüt­zung. Wich­tig ist ein inten­si­ver Aus­tausch mit dem Arzt, um einen akzep­ta­blen Weg in der Behand­lung zu finden.

Die Ein­schät­zung und die Erar­bei­tung einer The­ra­pie­stra­te­gie erfolgt höchst indi­vi­dua­li­siert und erfor­dert viel Zeit in unse­rer Sprech­stun­de. Um bereits vor­ab eine Ein­schät­zung des Schwe­re­gra­des Ihrer Erkran­kung zu erhal­ten, bit­ten wir Sie, vor dem nächs­ten Besuch fol­gen­de For­mu­la­re aus­ge­füllt mit­zu­brin­gen oder per email an uns zu schicken.